Neues von Holger Schulten
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Artikel vom 08.08.2002 aus der Mindelheimer Zeitung
     
  "Eine bewegte Mühlengeschichte

Mit einer Pressestunde und einem fröhlichen Dorffest feierten Rüdiger und Gudrun Marquardt zusammen mit den Kirchdorfer Vereinen den 600. Geburtstag der 1402 erstmals urkundlich erwähnten Kirchdorfer Mühle. Eine aus Anlass des Jubiläums von Dr. Holger Schulten verfasste und in Buchform erschienene Dokumentation spürt der wechselvollen Geschichte der alten Mühle nach.

Dank der ideellen und finanziellen Anstrengungen von Rüdiger Marquardt konnte die Mühle vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden und ist heute zum Veranstaltungsmittelpunkt des Ortes geworden ist. Bei genauer Betrachtung, so Historiker und Autor Dr. Schulten, dürfte die Mühle sogar noch 300 Jahre älter sein, als angenommen. Denn die älteste bisher bekannte Erwähnung des Dorfes Kirchdorf vom Ende des 11. Jahrhunderts bezieht sich auf eine „Kirchdorfer Mühle“. Nach den Aufzeichnungen soll ein „Irmindegin als Sohn des Marquard“ (mit dem heutigen Besitzer weder verwandt noch verschwägert!) zu jener Zeit seinen Hof mit Mühle in „Chirichdorf“ dem Kloster Weingarten zum Geschenk gemacht haben.

Im folgenden legt der Historiker mit Unterstützung von Rüdiger Marquardt über173 Seiten hinweg das Buch mit der bisher bekannten und in nur einem halben Jahr erforschten Mühlengeschichte vor. Dabei spürt der Autor nicht nur den geschichtlichen Ereignissen nach, sondern erzählt auch, wie die Müller damals als Leibeigene und Lehnsmannen lebten und in der Mühle neben Korn vor allem Flachs bearbeitetet haben. Eine Liste der nachweisbaren Mühlenbetreiber beginnt im 11. Jahrhundert mit dem Namen Marquard und endet mit dem (fast) gleich Namen, nämlich „Marquardt“. Dazwischen scheinen 19 weitere Namen, jeweils fast gleichbedeutend mit einer Müller-Generation, auf.

In einer Chronologie der Mühlengeschichte haben Dr. Schulten und Rüdiger Marquardt Daten der Mühle neben bedeutende weltgeschichtliche Ereignisse gestellt. Dort findet der Leser, dass die erste exakte Datierung nur 12 Jahre vor dem bedeutenden Konzil von Konstanz (1414-1418) erfolgte, und zur Zeit der Jungfrau von Orleans (1422-1431) die Leibeigene Else in Kirchdorf als Müllerin arbeitete. Die Chronologie endet 1999 mit dem Kauf der damals vom Verfall bedrohten Mühle durch Rüdiger Marquardt, der für seine Familie eigentlich nur ein Wochenendhaus gesucht hatte. Heute pulsiert das grundüberholte und unter erheblichem Einsatz von Wissen und Geld umgebaute denkmalgeschützte Anwesen am wieder aktivierten Kirchdorfer Mühlbach voller Leben und bietet nicht nur der Besitzerfamilie, sondern auch zahlreichen Haustieren eine „Heimat alten Stils“.

„Heuhotel“ geboten
Und um noch mehr menschliches Leben in das für jedermann zugängliche Mühlenensemble mit seinem gewaltigen Wasserrad, den Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, Teichen und Fischereigebäuden zu bekommen, bietet Familie Marquardt ein „Heuhotel“, selbst erzeugte Lebensmittel, darunter vor allem Forellen und Saiblinge aus eigener Räucherkammer an. Hin und wieder locken kulturelle Veranstaltungen Besucher an, und bei Mühlenfesten kommen auch die Kinder durch verschiedene Attraktionen wie Kamelreiten zu ihrem Recht."
     
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